Die Dämmerung legte sich wie ein schützender Mantel über das kleine Dorf, als Alina ihre Schritte beschleunigte. Der Wind wehte durch die kahlen Äste, und das ferne Heulen der Wölfe war eine ständige Erinnerung an die Gefahren der Wildnis. Doch was Alina wirklich beunruhigte, war nicht die Dunkelheit oder die Tiere – es war das Flüstern in ihrem Inneren.

Seit Wochen spürte sie eine seltsame Kraft, die an die Oberfläche drängte. Sie zeigte sich in Träumen, in denen sie Feuer kontrollierte, Schatten befehligte oder in andere Welten trat. Es war ein Gefühl, das sie nicht verstand – und das sie zugleich ängstigte und faszinierte.

Alina erreichte das Zentrum des Dorfes, wo die flackernden Lichter der Feuerstellen den Platz erhellten. Die anderen Dorfbewohner warfen ihr verstohlene Blicke zu, ihre Mundwinkel fest zusammengekniffen. Sie war schon immer anders gewesen – das Mädchen mit den außergewöhnlich grünen Augen und der Art, Dinge zu sehen, die andere nicht wahrnahmen.

Doch an diesem Abend war etwas anders. Eine Spannung lag in der Luft, eine Vorahnung, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Als sie die Tür der Versammlungshalle öffnete, wartete Eldara, die weise Frau des Dorfes, bereits auf sie. Ihr Haar war weiß wie Schnee, und ihre Augen funkelten im Licht des Feuers wie Edelsteine.

"Setz dich, Kind," sagte Eldara, ihre Stimme ruhig, aber voller Bedeutung. "Es gibt etwas, das du wissen musst."

Alina zögerte, ihre Hände um den Rand des hölzernen Stuhls gekrallt, als sie sich setzte. Die Worte, die sie gleich hören würde, würden ihr Leben für immer verändern.