エピソード

  • „In Berlin fühle ich mich inzwischen zu Hause“ - Zu Besuch bei der Psychotherapeutin Sema Yilmaz-Karasu
    2025/05/21

    Die Psychologin Sema Yilmaz- Karasu (1948) kennt sich in der türkischen und deutschen Kultur gut aus. 1980 zog die alleinerziehende Mutter von Istanbul nach Westberlin und baute dort ein psycho-soziales Hilfe-Netzwerk für türkische Einwandererfamilien auf. Für diese Pionierarbeit wurde sie 2012 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen erzählt sie, wie sie schon in den 1970er Jahren in einem großen Istanbuler Nervenkrankenhaus Gastarbeiterinnen mit „Heimwehkrankheit“ behandelte. In Westberlin traf sie dann auf viele verunsicherte und entwurzelte Migrant*innen und zerrissene Familien, die keinen Zugang zu den deutschen Beratungsangeboten fanden. Yilmaz-Karasu arbeitete jahrelang als Psychotherapeutin in einer Familienberatungsstelle und später als niedergelassene Psychoanalytikerin. In unserem Gespräch beschreibt sie den Prozess der Integration über mehrere Einwanderergenerationen hinweg und betont, wie wichtig das Gefühl der Zugehörigkeit und familiären Bindung für die seelische Gesundheit sei. Yilmaz- Karasu erzählt auch von sich persönlich, wie herausfordernd ihr Leben als alleinerziehende Mutter und türkische Migrantin in Westberlin war. Sie erinnert sich an ihre jungen Jahre in Istanbul, wo sie schon gegen Diskriminierung und für Gerechtigkeit kämpfte. Inzwischen lebt sie in Bodrum und in Berlin und freut sich nach einem arbeitsreichen und bewegten Leben endlich frei von Verpflichtungen zu sein.

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    1 時間 15 分
  • „Mir gefiel nicht, dass ich als Mutter plötzlich überall an Wände stieß“ - Ein Treffen mit Gisela Erler, Unternehmerin, Familienforscherin und Politikerin
    2025/03/31

    Gisela Erler (*1946) ist eine tatkräftige Frau. Sie hat 1991 den erfolgreichen „pme-Familienservice“ gegründet, der Eltern unterstützt, Familie und Beruf zu vereinbaren. Zuvor hatte die Familienforscherin selbst erlebt, wie Mütter ausgegrenzt werden. Mit anderen Frauen zusammen verfasste sie deshalb 1987 das auch in der Frauenbewegung heißdiskutierte „Müttermanifest“. Darin forderte sie strukturelle Veränderungen und mehr Gehör in der Politik. Mit 65 Jahren ging sie selbst aktiv in die Politik und wurde „Staatsrätin für Bürgerbeteiligung“ in der grünen Landesregierung Baden-Württemberg. In unserem Gespräch erzählt Erler außerdem, was sie von ihrem berühmten Vater, dem SPD-Politiker Fritz Erler gelernt hat, wie sie als Studentin den linken Trikontverlag mitgründete, der u.a. die „Maobibel“ verlegte – ein Bestseller in den 1970er Jahren.

    Gisela Erler, Demokratie in stürmischen Zeiten – Für eine Politik des Gehörtwerdens – Politische Erinnerungen, Herder Verlag 2024

    Das Gespräch habe ich im März 2025 geführt.

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    1 時間 12 分
  • „Es war eine solche Aufbruchstimmung in der Zeit der Wende“ - Zu Besuch bei der Dresdner Ärztin Christa Schulze
    2025/01/21

    Dr. Christa Schulze (*1936) liebte ihren Beruf. Sie war zur Zeit der Wiedervereinigung leitende Oberärztin in der Dresdner Frauenklinik und erlebte hautnah die Privatisierung des Gesundheitssystems. Die Herausforderungen und Probleme habe sie nicht vorausgesehen. Vor allem Frauen, die in der DDR relativ gleichberechtigt waren, traf die Arbeitslosigkeit. Die Mutter des Schriftstellers Ingo Schulze erzählt von ihrem Alltag in der DDR, wie sie ihren Sohn alleine großgezogen hat und wie wichtig in ihrem Leben Kunst und Kultur sind. Und sie erinnert sich an ihren Vater, den Flugzeugbauer, mit dem die gesamten Familie nach dem Krieg in die Sowjetunion verschleppt wurde und wie sie sich als Kinder dort trotzdem frei fühlten.

    Das Gespräch habe ich im August 2024 aufgezeichnet.

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    1 時間 12 分
  • „Trotz alledem – das Leben ist die Feier wert!“, Zu Besuch bei der Sozialwissenschaftlerin Annelie Keil
    2024/12/03

    Teil 2 des Gesprächs mit der Sozialwissenschaftlerin Annelie Keil

    Prof. Dr. Annelie Keil (*1939) erzählte in der letzten Episode (# 6) wie die aktuellen Bilder von Krieg und Zerstörung ihre frühen Kindheitserfahrungen mobilisiert und sie in eine tiefe Krise gestürzt haben. Sie beginnt eine Traumatherapie und sucht den Ort in Polen auf, in dem sie fünf Jahre im Kinderheim gelebt hat. In dieser Folge berichtet sie über diese Polenreise, über den freundlichen Empfang vor Ort und über Informationen, die ihre Mutter noch einmal in neuem Licht erscheinen lassen. Sie hat wieder Mut gefasst. Wir reden über Schutzengel, heilige Räume, Rituale und das Sterben. Ihren 85. Geburtstag hat Annelie noch einmal groß gefeiert - mit dem Gefühl der Dankbarkeit.

    Das Gespräch habe ich im Oktober 24 geführt.

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    1 時間 15 分
  • Mutige Löwin in Abendblüte, Zu Besuch bei der Frauenärztin Barbara Ehret
    2024/10/16

    Dr. Barbara Ehret (*1940) wurde in den 1980er von ihren Kollegen als Hexe und Nestbeschmutzerin beschimpft und sogar vom Berufsverband der Frauenärzte verklagt. Der Grund: Die Chefärztin einer Rehaklinik kritisierte die zahlreichen medizinisch unnötigen Gebärmutterentfernungen, die Frauen verstümmelten und etliche krank machten. In unserem Gespräch redet sie über eine patriarchal geprägte Gynäkologie, die Frauen entmündigt. Sie berichtet von ihrer Suche nach Mitstreiterinnen und der Gründung des AKF (Arbeitskreis Frauengesundheit), der bis heute Frauengesundheitsthemen kritisch aufgreift. Sie erzählt von ihrer langen Flucht aus Schlesien, der Armut und wie sie sich als Kind in eine andere Welt phantasiert hat. Später fielen der Gynäkologin zwei Mädchen regelrecht in den Schoß. Heute freut sie sich über ihre Enkel, hält ihre Neugierde an der Welt für eine wichtige Triebfeder und engagiert sich bei „Omas gegen rechts“, weil „ich nicht nochmal eine Katastrophe erleben will.“

    www.akf-info.de

    Das Gespräch habe ich im September 2024 geführt

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    1 時間 30 分
  • „Denkt euch Uscha glücklich!“, Zu Besuch bei der Lebenskünstlerin Uscha Mattner
    2024/09/13

    Uscha Mattner (*1942) treffe ich zwischen halbgepackten Kisten und leeren Regalen. Sie löst gerade ihre Wohnung in Bremen auf, um ganz nach Nizza zu ziehen. 46 Jahre hat sie hier gelebt, ihre Tochter großgezogen, gefeiert, gearbeitet, meditiert. In unserem Gespräch reden wir über Abschied nehmen und Erinnern. Uscha erzählt über ihre Tramptouren durch Europa, wie sie mit Straßenmusik ihr Reisegeld aufbesserte und über ihre Liebe zu Theater und Poesie. In unserem Gespräch rezitiert sie immer wieder Gedichte und singt. Gelernt hat Uscha Schallplattenverkäuferin in Cuxhaven, später leitete sie freie Theatergruppen und inszenierte u.a. Stücke des spanischen Dichters Garcia Lorca. Viele Frauen begeisterte sie mit ihren Rhetorik- und Yogakursen. Noch mit 81 lud sie im Rahmen der VHS ins Cafe Philo ein, wo sie über philosophische Themen diskutierte.

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    1 時間 10 分
  • „Ich wollte, dass Frauen sichtbar werden“, Zu Besuch bei der Sprachpionierin Luise F. Pusch
    2024/07/19

    Prof. Dr. Luise F. Pusch (1944) ist heute präsenter in den Medien als vor 40 Jahren. Damals erschien ihr Buch „Das Deutsche als Männersprache“ in dem sie forderte, Sprache gerechter zu gestalten. Das interessierte zu der Zeit nur Wenige. Inzwischen ist die Sprache bunter geworden: Es wird geknackt, , Unterstriche und Doppelpunkte gesetzt. Für manche ein Dorn im Auge. Populist*innen heizen das Thema weiter an und reden von „Gendergaga“. Was die Linguistin dazu sagt und warum sie fürchtet, dass Frauen in der Sprache wieder zum Verschwinden gebracht werden könnten, schildert sie in dem Podcast. Und sie redet über sich privat, erzählt, wie quälend das Gefühl war, „anders“ zu sein und sich als Lesbe verstecken zu müssen, weil Homosexualität gesellschaftlich geächtet war. Inzwischen ist Luise seit Jahrzehnten glücklich mit einer Frau verbunden, publiziert mit ihr gemeinsam und gibt „Fembio“ heraus – eine umfangreiche Sammlung internationaler Frauenbiografien. Sie lebt in Hannover und Boston.

    Das Gespräch habe ich im April 24 aufgezeichnet.

    Gegen das Schweigen – meine etwas andere Kindheit und Jugend (Aviva 2022)

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    1 時間 12 分
  • „Es ist wieder Krieg - auch in mir, dem Kriegskind“, Zu Besuch bei der Sozialwissenschaftlerin Annelie Keil
    2024/06/13

    Mit Prof. Dr. Annelie Keil (* 1939) wollte ich mich eigentlich über ihre Unikarriere, Psychosomatik und ihre zahlreichen sozialen Projekte unterhalten. Stattdessen erzählt sie von ihrer Retraumatisierung durch den Ukrainekrieg, von ihren frühen Jahren in einem Kinderheim im besetzten Polen und von Flucht und Gefangenschaft. Wir reden über Autonomie und Abhängigkeit und über Resilienz. Die Sozial- und Gesundheitswissenschaftlerin hat an der Uni Bremen gelehrt und sich schwerpunktmäßig mit dem Zusammenhang von Biografie, sozialen Verhältnissen und Krankheit beschäftigt.

    Das Gespräch habe ich im November 2023 geführt.

    A. Keil: Wenn das Leben um Hilfe ruft – Angehörige zwischen Hingabe, Pflichtgefühl und Verzweiflung, Scorpio Verlag, 2017

    http://www.anneliekeil.de/

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    1 時間 16 分